„Mir hat’s Spaß gemacht.“

„Mir hat’s Spaß gemacht.“

Zu Besuch beim ehemaligen Ortsheimatpfleger von Eisbergen, Reinhard Busch.

 

Mehr als zwei Jahrzehnte war Reinhard Busch Ortsheimatpfleger von Eisbergen. Mit Leidenschaft und Sachverstand arbeitete er die Geschichte des Ortes auf und verfasste gemeinsam mit seinem Vorgänger Hans Reese die Ortschronik von Eisbergen.

Darüber hinaus befasste er sich bereits in den 1980er Jahren intensiv mit der Geschichte der Außenlager des KZ Neuengamme sowie der ehemaligen Untertageverlagerung Dachs 1 und wirkte auch in diesem Bereich an Veröffentlichungen und wissenschaftlichen Arbeiten mit. Im August 2021 verabschiedete der Rat der Stadt Porta Westfalica Reinhard Busch aus seinem Ehrenamt. Wir trafen Reinhard Busch, um mehr über ihn und seine Leidenschaft für die Ortsheimatpflege zu erfahren. In seinem Wohnzimmer fällt sofort auf, dass der Eisberger noch eine weitere Leidenschaft hat – Bücher. Zwei Schrankwände, bis auf den letzten Zentimeter ausgefüllt mit Lesestoff. „Ich habe noch viel mehr Bücher“, sagt Reinhard Busch. Eine weitere Schrankwand in seinem Arbeitszimmer beherbergt heimatkundliche Literatur und im Keller seines Hauses verwahrt er weitere Bücher aus den verschiedensten Genres. „Ich kann keine Bücher wegschmeißen“, erzählt Busch. Mit Büchern hat auch seine Leidenschaft für Historisches angefangen. „Ich habe mich schon sehr früh für Geschichte interessiert. Im Haus meiner Eltern standen viele Bücher, teilweise Geschichtsbücher aus dem ersten Weltkrieg und aus der Zeit davor.“ Und so kam es, dass sich Reinhard Busch schon als Kind unter anderem für griechische Sagen und Götter interessierte. Später erfuhr er von schweren Gefechten 1945 in Eisbergen. Literatur darüber gab es jedoch nur wenig. „Da habe ich mir gedacht: Wenn es nichts Gescheites gibt und du es wissen willst, musst du dich selbst kümmern.“

Und so suchte er das Gespräch mit Eisbergern und sammelte seine ersten historischen Informationen über den Ort. „Die Menschen haben den Krieg als zentrales Erlebnis in ihrem Leben empfunden. Das ist schade, weil es ja kein positives Erleben ist, aber es war offenbar sehr prägend“, erinnert sich Busch an die Gespräche. Nach der Hildburglegende wurden die Kirchen von Wester- und Ostereisbergen im Jahr 896 gegründet. Wenngleich die erste urkundliche Erwähnung Eisbergens erst für das Jahr 1029 nachweisbar ist, geht man doch davon aus, dass es ohne Ort keine Kirchen gegeben hätte. Und so feierte man 1996 eine 1100-Jahr-Feier in Eisbergen. Anlässlich dieses legendären Datums beabsichtigte der damalige Ortsheimatpfleger Hans Reese, ein frührer Lehrer von Reinhard Busch, eine Ortschronik zu verfassen. Für Reinhard Busch war es keine Frage, dieses Vorhaben tatkräftig zu unterstützen.

Die Chronik erschien pünktlich und Hans Reese stellte in seinem Vorwort anerkennend fest, dass dies ohne die Zusammenarbeit mit Reinhard Busch nicht möglich gewesen wäre. Kurze Zeit später gab Hans Reese seine Tätigkeit als Ortsheimatpfleger aus Altersgründen auf und Reinhard Busch übernahm das Amt. In seine Zeit fallen zahlreiche heimatkundliche Wanderungen in Eisbergen und Fülme. Über mehrere Jahre bot er Schnatgänge an, bei denen der Grenzverlauf des Ortes exakt abgelaufen wurde. „Für mich war es immer ein besonderes Erfolgserlebnis, wenn jemand sagte: ‚Hier bin ich noch nie gewesen’. Oder: ‚Dass das noch zu Eisbergen gehört…’. Teilweise von Eisbergern, die schon 50 Jahre oder länger hier lebten.“

Aber warum ist ihm die Ortsheimatpflege überhaupt so ein großes Anliegen? „Weil es gut ist zu wissen, woher man kommt und worauf man aufbaut. Keiner lebt für sich allein“, erklärt Reinhard Busch. Während der den Hungerjahren um 1848 wanderte so mancher Eisberger aus, viel viele in die USA. Heute erkundigen sich die Nachkommen der Auswanderer nach ihren Wurzeln, berichtet Reinhard Busch. Aus einem Stapel Unterlagen zieht er eine Mappe hervor. In ihr sind E-Mail-Verkehr, zahlreiche Fragen und Skizzen abgeheftet. „Diese Leute haben sich sehr angestrengt, um etwas über ihre Herkunft zu erfahren“, sagt Busch. Und es scheint für ihn selbstverständlich, dass auch er sich anstrengt, um die gewünschten Informationen so ausführlich wie möglich bereitzustellen.

Trotz aller Leidenschaft für die Ortsheimatpflege hat dieses Kapitel für Reinhard Busch nun ein Ende gefunden: „Es ist Zeit, dass jemand anderes das übernimmt, mit neuen Ideen und neuen Interessen. Es gibt ja keine Stellenbeschreibung für Ortsheimatpfleger. Darum kann man eigene Schwerpunkte setzen“, erläutert Reinhard Busch. Obwohl es teilweise recht schwierig ist, Menschen für eine Tätigkeit als Ortsheimatpfleger zu gewinnen, gibt es in Eisbergen mit Thomas Schlüter bereits einen Nachfolger. „Er ist auch Vorsitzender des FSC Eisbergen und bestens im Ort vernetzt“, sagt Reinhard Busch mit großem Zutrauen. Ihm selbst bleibt nun mehr Zeit zum Lesen. „Der Nachtwandler“ von Sebastian Fitzek liegt ganz oben auf dem Stapel. „Manchmal lese ich auch Gedichte und zum Gedächtnistraining lerne ich auch mal eines auswendig“, erzählt Busch abschließend.

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