Das Lerbecker Erntefest

Das Lerbecker Erntefest

Die letzte Hocke musste brennen

Bis in die 1950er Jahre hinein wurde jeweils im September in Lerbeck ein Erntefest gefeiert. Im Winter gab es dann jeweils noch eine Nachfeier. Die Feste hatten einen hohen Stellenwert im Dorf. In den 2000er Jahren ließ man in die Tradition mit Hoffesten noch einmal aufleben, doch auch die sind seit 2014 Geschichte.

 

Mitte des letzten Jahrhunderts gab es noch viele Landwirte in Lerbeck. Doch das beginnende Wirtschaftswunder bot den Lerbecker Bauern andere Möglichkeiten, gutes Geld zu verdienen. In der Industrie wurden viele Arbeitskräfte für die Bedienung von Maschinen benötigt. Die vielen Arbeitsstunden und die sehr harte Arbeit auf dem Feld veranlasste viele Bauern, der Landwirtschaft den Rücken zu kehren. Geregelte Arbeitszeiten und ein sicheres Einkommen waren gute Argumente für einen Berufswechsel.

Um die Organisation und den Festablauf kümmerten sich die jungen Männer des Ortes. Die Planungen und Vorbereitungen für das Fest begannen schon viele Wochen vor der Veranstaltung. Wenige Tage vor dem Fest banden die jungen Damen den Erntekranz. Auch die Erntewagen – es waren meist zwischen zwei und fünf – wurden kurz vor Beginn der Festveranstaltung mit bunten Girlanden und Birkengrün geschmückt.

„Ich denke sehr oft an meine Kindheit zurück. Das Lerbecker Erntefest war für uns damals immer eine sehr schöne Veranstaltung“, schrieb der Lerbecker Karl-Heinz Bödeker. Seine Aufzeichnungen, in denen er vielfältige Geschichten und Anekdoten aus Lerbeck festhielt, überließ er einige Jahre vor seinem Tod der Redaktion des Porta Magazins. Sie bilden die Grundlage für diesen Artikel.

Am Sonntagnachmittag trafen sich die Reiter, die geschmückten Erntewagen, die Musikkapelle sowie die vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Der Ernteknecht und die Erntemagd sowie die Erntemädchen und weitere Helfer saßen auf den von Pferden gezogenen Erntewagen. Der Festumzug wurde durch die Reiter, verschiedene Kutschen sowie Festbesucher begleitet und führte durch die Nachbardörfer Nammen, Meißen und Neesen. In den Gaststätten der Dörfer wurde jeweils kurz Einkehr gehalten. Von den Rufen „Uuse-Arnebier“ begleitet wurde dort jeweils ein Tanz aufgeführt. Die Pferde hatten eine kurze Verschnaufpause und die Umzugsteilnehmer die Gelegenheit, ein Getränk zu sich zu nehmen.

Zurück in Lerbeck versuchte nun der Ernteknecht, die letzte Hocke vor dem Feuer zu retten. Natürlich waren seine Versuche stets vergebens. Die letzte Hocke wurde angezündet und die Reiter bewiesen bei einem Flachrennen über das Stoppelfeld Mut und Ausdauer. Auf dem Festplatz der Gastwirtschaft Dorfkrug oder Fricke – alle zwei Jahre im Wechsel – warteten bereits viele Zuschauerinnen und Zuschauer. Sie wollten die Erntereden der Erntemagd und des Ernteknechts hören. Die Reden wurden auf Plattdeutsch gehalten. In ihr wurde über die vielen Missgeschicke der Bauern während der Ernte berichtet. Es ist wenig verwunderlich, dass kein Landwirt besonders scharf darauf war, dass sein Name in der Rede Erwähnung fand. Im Anschluss an die Reden wurde die Erntekrone aufgehängt und es folgte ein ausgiebiger Tanzabend, der oft bis in die frühen Morgenstunden dauerte.

 

Was ist eine Hocke?

Jahrtausende lang erfolgte früher die Getreideernte bereits während der Gelbreife des Getreides von Hand mittels Sichel, Sichte oder Sense. Die abgemähten Getreidehalme band man zu Garben zusammen; jeweils mehrere Garben wurden anschließend gegeneinander auf dem Feld als Hocke, Hauste, Puppe oder Stiege zum weiteren Trocknen und Abreifen aufgestellt. Quelle: Wikipedia

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