Steffen Henssler: „Glück ist, zu machen worauf ich Lust habe“

Steffen Henssler: „Glück ist, zu machen worauf ich Lust habe“

Steffen Henssler, ist der Rockstar unter Deutschlands TV-Köchen. Mit seiner eigenen TV-Show „Grill den Henssler“, drei Restaurants, einer Kochschule sowie mittlerweile fünf Kochbüchern und einem Kinderkochbuch, gibt er immer Vollgas. Mit seinem Live-Programm „Henssler tischt auf...!“ war er auch in Ostwestfalen auf Tour. Wir hatten die Gelegenheit, im Vorfeld mit ihm über sein Live-Programm, über Essen, Lebensmittel und über Glück zu sprechen.

PM: Herr Henssler, was erwartet den Besucher bei Ihren Live-Shows?

Steffen Henssler: Es sind etwa zweieinhalb Stunden Programm, bei dem ich meine Lieblingsgerichte zeige. Alles Gerichte, die leicht nachzukochen sind, aber einen besonderen Kniff haben. Zum Beispiel Lachs, der in der Zeitung gegart wird, richtig geile Spareribs zur Grillzeit, wie man eine gute Sushi Rolle macht, das perfekte Rührei und das Ganze gespickt mit Anekdoten, diesmal aus meiner Lehrzeit. Wie ich meine Lehre überstanden habe, wie ich mich durch die Prüfung geschummelt habe… Sehr lustige Sachen. Und dann zeige ich auch noch Ausschnitte aus „Grill den Henssler“, die teilweise im Fernsehen nicht zu sehen waren. Ich erzähle, was hinter den Kulissen passiert. Da sind sehr lustige Filme dabei. Zum Schluss wird auch noch gesungen. Also einfach ein Gute-Laune-Programm, bei dem man noch was lernt.

PM: Warum sind Kochshows im Fernsehen so erfolgreich?

Steffen Henssler: Kochen im Fernsehen hat sich echt etabliert. Das gibt es jetzt schon um die zehn Jahre. Köche sind Typen, die sagen, was sie denken. Sie moderieren etwas anders und verhalten sich etwas anders. Und das Thema Essen ist natürlich grundsätzlich sehr spannend. Es gibt so viele Facetten und so viele verschiedene Möglichkeiten, darüber zu berichten. Und jeder hat eine Meinung zum Thema Essen. Ich glaube, darum hat sich das einfach in der Fernsehlandschaft etabliert.

PM: In einem Rezept auf Ihrer Internetseite schreiben Sie, Fleisch von glücklichen Tieren schmeckt am besten. Ist das tatsächlich eine Geschmacksfrage oder eine ethische Frage hinsichtlich des Tierwohls?

Steffen Henssler: Primär ist es erstmal eine ethische Frage. Wenn ich in den Supermarkt gehe und Hack für zwei Euro das Kilo kaufe, muss ich mir darüber im Klaren sein, dass das Tier nicht unter den besten Umständen groß geworden ist. Das ist natürlich eine finanzielle Sache, aber es ist erstmal ethisch und geschmacklich natürlich auch ein Unterschied. Das sind einfach zwei Paar Schuhe, ob ich ein Dry Aged Fleisch habe oder ob ich ein stinknormales Rumpsteak nehme.

PM: Wenn es um die Produktion tierischer Lebensmittel geht, schieben sich Produzenten, Handel und Verbraucher gerne die Verantwortung zu. Was denken Sie, wer hätte wirklich die Möglichkeit, eine Veränderung herbeizuführen?

Steffen Henssler: Ich glaube, der Verbraucher selber. Der Markt richtet sich ja nach dem Verbraucher. Natürlich könnte man dem Markt den Vorwurf machen, warum er das nicht anders handhabt. Aber wenn der Verbraucher meint, er kauft günstig Fleisch ein und hat noch eine Spezialität, oder wenn er sich zehn Scheiben Bierschinken für 99 Cent kauft und glaubt, das Tier sei noch anständig aufgewachsen, liegt das in seiner Verantwortung. Der Markt richtet sich immer danach, was der Verbraucher macht. Wenn der Verbraucher billig kauft, ist das sein gutes Recht, aber es muss ihm auch klar sein, was er sich damit selber antut.

PM: Man sagt, das Frühstück sei die wichtigste Mahlzeit des Tages. Nun wird in Kochshows eher selten gefrühstückt. Verraten Sie uns trotzdem, wie Ihr Frühstück aussieht?

Steffen Henssler: Das ist unterschiedlich. Im Moment habe ich eine Phase, wo ich gar nicht frühstücke, weil ich keinen Bock und morgens auch zu wenig Zeit habe. Es stimmt eigentlich, dass es die wichtigste Mahlzeit ist, aber ich merke auch, wenn ich das Frühstück auslasse und dafür Mittagessen gehe, geht es mir genauso gut. Es ist mal so, mal so. Aber wenn, dann bin ich ein typischer Brötchen-, Ei-, Nutella-, Zeitungstyp. Ich bin keiner, der sich morgens Chia-Samen, Müsli und Superfood macht. Lieber schön Brot, Butter und ein gekochtes Ei.

PM: Was ist für Sie Glück?

Steffen Henssler: Große Frage, die man schwer mit einem Satz beantworten kann. Eine Definition könnte sein, das zu machen, worauf ich Lust habe. Das ist für mich Glück.

PM: Sie machen kein Geheimnis daraus, dass Sie Ihre Ausbildung an der Sushi Academy in Los Angeles mit einem Lotto-Gewinn finanziert haben. Hat das Glück Ihr Leben an dieser Stelle maßgeblich beeinflusst oder nur einfacher gemacht, was Sie ohnehin angestrebt haben?

Steffen Henssler: Da hatte ich ziemliches Glück. Ich habe ja auch Lotto gespielt, um mir diese Ausbildung zu finanzieren. Ob das ohne den Lottogewinn geklappt hätte, ist schwer zu sagen. Rückblickend ist es auch egal, denn es hat ja geklappt. Auf jeden Fall hat das eine große Auswirkung gehabt. Das war im Prinzip eine Kleinigkeit, die aber viel nach sich zog, weil ich dadurch mit meinem Vater zusammen mein eigenes Restaurant eröffnen konnte, was diese Sushi-Ausrichtung hatte. Wir waren damals die ersten in Hamburg und sogar deutschlandweit. Dieses Stück Glück hat schon sehr viel verändert.

PM: Da muss ich nochmal nachfragen: Sie haben tatsächlich den Lottoschein ausgefüllt, um sich die Ausbildung an der Sushi Academy zu finanzieren?

Steffen Henssler: Richtig! Ein Bekannter erzählte mir von dieser Schule. Die kostete damals 5000 US-Dollar. Das war noch ein anderer Wechselkurs – mal drei. Ich hatte kein Geld, um mir diese Schule zu leisten. Unter anderem habe ich dann angefangen, Lotto zu spielen, richtig mit System. Nach zwei, drei Monaten hat es dann tatsächlich geklappt. Manchmal muss man bereit sein für das Glück in dem Moment.

PM: Sie sind ein Hamburger Jung und HSV-Mitglied. Wird der HSV in der Fußball-Bundesliga wieder in die Relegation müssen und mit welchem Essen würden Sie gerne den Klassenerhalt feiern?

Steffen Henssler: Im Moment sieht es ja ganz gut aus. Die Rückrunde läuft beim HSV so gut wie schon lange nicht mehr. Wenn das so weiter geht, koche ich eher ein Menü für den elften oder zwölften Platz. Ich glaube nicht, dass wir dieses Jahr absteigen. Wenn wir die Klasse halten, dann würde ich mir vielleicht eine spezielle Sushi-Rolle ausdenken. Die HSV-Bundesliga-Roll – ein paar HSV-Spieler kommen ja ab und zu mal zu uns.

PM: Im Mai haben wir Muttertag. Womit können wir unsere Mütter verwöhnen, was sollen die Söhne kochen?

Steffen Henssler: Es gibt ja viele, die nicht so gut kochen können. Dann würde ich das kochen, was ich am besten kann, um Mama zu zeigen, dass ich mein Bestes gegeben habe. Ich glaube, Mütter sind da sehr leidensfähig, was das angeht und freuen sich, wenn der Sohn überhaupt für sie kocht. Wenn es dann Nudeln mit Tomatensauce werden, ist es die Geste, die den Müttern schon reicht. Dann muss das Essen gar nicht so gut schmecken.

PM: Herr Henssler, danke für das Gespräch.

Das Gespräch führte Mario Hancke, Foto: Philipp Rathmer.

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