Sebastian Fitzek: „Im Verlag ist man seltsame Ideen von mir gewöhnt“

Sebastian Fitzek: „Im Verlag ist man seltsame Ideen von mir gewöhnt“

Wer gerne Psychothriller liest, kommt an ihm nicht vorbei. Seit 2006 veröffentlicht Sebastian Fitzek in diesem Genre Bücher, die allesamt zu Bestsellern wurden. Seine Werke sind bislang in 24 Sprachen übersetzt worden. Er ist einer der wenigen deutschen Thrillerautoren, der auch in England und den USA verlegt wird. Ende 2017 erschien sein bislang jüngstes Buch Flugangst 7a. Das Porta Magazin hatte Gelegenheit, ihm ein paar Fragen zu stellen.

Porta Magazin: Herr Fitzek, im wahren Leben haben wir es alle gerne sicher und vielleicht sogar harmonisch. Trotzdem lesen die Menschen gerne Thriller. Manche sagen sogar, je blutiger, desto besser. Warum ist das so?

Sebastian Fitzek: Dafür gibt es viele Gründe. Einer ist sicherlich das Bedürfnis nach einem Ventil. Wir alle haben mitunter das Gefühl, die Welt, in der wir leben, nicht mehr zu verstehen. Schreckliche Nachrichten machen uns Angst und oftmals begreifen wir die Motivation der Täter nicht. Ein Thriller gibt uns die Möglichkeit, uns mit dem eigenen, unvermeidlichen Tod in einem angstfreien Ambiente auseinanderzusetzen. Wir verarbeiten mit dem Buch oder Film unsere eigene Sorgen und Nöte. Ein Thriller ist also so etwas wie ein Blitzableiter; eine Achterbahnfahrt, die, wenn sie gut gemacht ist, am Ende Glückshormone freisetzt, weil man den Höllenritt „überlebt“ hat.

 

Porta Magazin: Ihre Thriller sind bekannt für ihre Psychopathen, die zum Teil mit unglaublicher Gewalt und Hinterhältigkeit zu Werke gehen. Wo bekommen Sie solche Ideen her, was inspiriert Sie?

Sebastian Fitzek: Ich habe eher die Rückmeldung von Lesern, dass meine Thriller sich weniger durch die Täter- als durch die Opferperspektive auszeichnen. Serienmörder und ihre grausamen Rituale interessieren mich nicht. Mich beschäftigt die Auswirkungen von Gewalt auf Menschen, die nicht darauf trainiert sind, sich mit dem Bösen auseinanderzusetzen. Das ist auch dem Opferschutzverband Weißer Ring aufgefallen, dessen Botschafter ich seit diesem Jahr bin. Ich recherchiere daher weniger im Tätermilieu, sondern setze mich mit den Betroffenen von Straftaten intensiv auseinander. Für die Schilderung dessen Taten muss ich leider nur die Zeitung aufschlagen. Die Realität ist oftmals viel, viel grausamer als das, was ich mir ausdenken kann.

Porta Magazin: Sie schreiben sehr detailliert. Dazu braucht es sicher auch Wissen, das nicht jeder mit sich herum trägt. Wie sieht die Recherche zu einem Buch aus und wie lange arbeiten Sie an einem Roman?

Sebastian Fitzek: Das ist unterschiedlich. Ich benötige im Schnitt ein Jahr pro Buch, im Ausnahmefall kann es schneller gehen. Die Recherche ist dabei kein Block sondern ein permanenter Begleiter beim Schreibprozess. Die wichtigste Recherchephase beginnt meistens nach dem Ende des ersten Entwurfs. Dann, wenn ich mein Manuskript Experten zu lesen gebe, wie zum Beispiel einem Piloten, der die Fakten in Flugangst 7A überprüft.

Porta Magazin: Sie werden oft gefragt, ob man eine Macke haben muss, um Thriller zu schreiben. Haben Sie?

Sebastian Fitzek: Ganz im Gegenteil. Wäre ich selbst ein Psychopath hätte ich kein Mitleid, keine Empathie und würde mich nicht in meine Figuren hineinversetzen können.

Porta Magazin: Wie war das, als Sie mit „Pupsi & Stinki“ um die Ecke kamen? Hat man Ihnen eine Reha-Maßnahme angeboten?

Sebastian Fitzek: Das gab einen großen Lacher, aber im Verlag ist man seltsame Ideen von mir gewöhnt.

Porta Magazin: Sie haben bereits über zwanzig Bücher geschrieben. Welches halten Sie selbst für Ihr bestes?

Sebastian Fitzek: Immer das, an dem ich gerade schreibe.

Porta Magazin: Gibt es einen anderen Thrillerautoren, den Sie besonders gerne lesen?

Sebastan Fitzek: Dutzende. Von Harlan Coben, Michael Robotham, Andreas Eschbach, Volker Kutscher, Oliver Bottini, Zoe Beck bis natürlich weiterhin Stephen King und immer wieder Edgar Allen Poe.

Porta Magazin: Im März sind Sie im Theater Bad Oeynhausen zu sehen. Was erwartet die Besucher bei so einem Bühnenprogramm?

Sebastian Fitzek: Mehr Lachen als Gruseln. Und weniger Lesen als Quatschen.

 

Porta Magazin: Herzlichen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Mario Hancke, ist ist im Porta Magazin, Ausgabe März 2018 erschienen.

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