Mit einem blauen Auge aus der Krise gekommen

Mit einem blauen Auge aus der Krise gekommen

Ein Gespräch mit dem Vereinsvorsitzenden der Freilichtbühne Porta, Andreas Müller.

 

Porta Magazin: Herr Müller, die Kulturbranche wurde von der Coronakrise hart getroffen. Wie ist Ihr Verein wirtschaftlich gesehen durch die Krise gekommen?

Andreas Müller: Ich will es mal so sagen: Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen. Natürlich hätten wir uns für 2020 und 2021 gewünscht, jeweils besonders auch im Sommer an die Erfolge der Vorjahre anzuknüpfen. Das hat nun leider nicht geklappt und so konnten wir diese beiden Jahre natürlich nicht nutzen, um beispielsweise weiter Geld für geplante Bauvorhaben anzusparen. Es ist uns aber trotz alledem in 2020 größtenteils aus eigener Kraft gelungen, durch Vermietungen sowie eigene kleine Theatergeschichten die laufenden Kosten abzudecken. Besonders wichtig war aber auch die Unterstützung durch viele Unterstützer, sei es durch persönlichen Einsatz aktiv vor Ort oder durch finanzielle Unterstützung von Spendern und spendenden Institutionen. Das war in dieser Zeit wirklich hilfreich. Ein großes Dankeschön diesbezüglich auch an unsere passiven Mitglieder, die uns alle treu geblieben sind.

 

Haben Sie finanzielle Hilfen von Bund oder Land bekommen?

Ja, zum einen sind wir unterstützt worden vom LWL und vom Land NRW. Hier bestand sogar teilweise die Möglichkeit, die Fördergelder anderweitig einzusetzen als es ursprünglich geplant war. So konnten wir einige Erneuerungen in Angriff nehmen, welche wir sonst aus dem normalen Spielbetrieb heraus finanziert hätten. Zum Jahresende haben wir dann einen großen Förderantrag gestellt. „Neustart Kultur“ – hier sind uns 100.000 Euro bewilligt worden und so haben wir nun die Möglichkeit, einige Bereiche der Bühne so umzugestalten, dass in Zukunft ein pandemiesicherer Spielbetrieb möglich ist. Hierzu zählen beispielsweise Leitsysteme, Trennwände und Gegensprechanlagen an den Kassen.

 

Als aufgrund der ersten Infektionswelle sämtliche Veranstaltungen abgesagt werden mussten, waren Sie sicher bereits weit fortgeschritten mit den Proben, den Kostümen und dem Bühnenbild. Was geht in den Darstellern und den vielen Mitarbeitenden vor, wenn die gesamte Arbeit umsonst gewesen ist?

Das macht schon was mit den Menschen. Es deprimiert und macht traurig. Wenn sie endlich die Rolle haben, welche sie immer mal spielen wollten und alles wird abgesagt, schmerzt das. Und wenn sie dann schon in allem recht weit fortgeschritten sind, macht es die Sache nicht einfacher. 2020 haben wir entschieden, die ausgefallenen Sommerstücke in den Sommer 2021 zu schieben, doch bereits Ende des Jahres mussten wir uns auch von diesem Gedanken wieder verabschieden.

 

Sicher sind auch schon einige Kosten angefallen für Materialien oder Spielrechte. Können Sie diese Dinge für zukünftige Aufführungen verwenden oder müssen Sie das komplett als Verlust abschreiben?

Da waren die Verleger der Theaterstücke sehr entgegenkommend und nahezu alle Stücke bleiben erst einmal unter Vertrag und werden ohne größere Kosten weitergeschoben. So werden wir in diesem Winter das Theaterstück „Ox & Esel“ im Stadttheater spielen und planen für den Sommer 2022 „Die kleine Hexe“.

 

Sie haben sich dazu entschieden, in diesem Sommer mit Otfried Preußlers „Neues vom Räuber Hotzenplotz“ nur ein Stück aufzuführen, das zudem noch mit einer recht kleinen Besetzung auskommt. Fürchten Sie einen erneuten Lockdown oder war es schwierig, die Darsteller nach der Enttäuschung in der vergangenen Spielzeit dafür zu gewinnen?

Nein, da gab es keine Furcht oder Ängste. Wir sind optimistisch! Aber man muss schauen, was geht. Wie sind die Vorschriften? Wie viele Personen dürfen gleichzeitig in die Maske oder in die Umkleide oder sich gemeinsam im Spielerheim aufhalten? Da gibt es Vorgaben und an die halten wir uns. Schnell wurde uns dann klar, dass es nicht möglich sein wird, ein Stück mit einem 50 bis 60 Personen starken Ensemble zu spielen. Und die Kosten müssen wir natürlich auch im Auge behalten. So sind Musikstücke in ihrer Produktion zum Beispiel erheblich teurer.

 

Nach den aktuellen Regeln der Coronaschutzverordnung dürfen Theaterveranstaltungen im Freien mit bis zu 1000 Zuschauenden stattfinden. Die Freilichtbühne bietet Platz für knapp 650 Personen. Wird es ein ganz normaler Spielbetrieb ohne Einschränkungen?

Ganz oben steht bei uns, die Gesundheit - die eigene und die der Besucher – zu schützen. Somit haben wir uns entschieden, den Zuschauerraum nach Schachbrettmuster, und zudem nur zur Hälfte zu besetzen. Also Abstand auch im Zuschauerraum. Auf dem gesamten Gelände gelten außerdem nach wie vor die Hygieneregeln, also Abstand, Maske, Desinfektion.

 

Sie haben nun ein Jahr nicht mehr auf der Freilichtbühne gespielt. Trotzdem muss natürlich eine Pflege des Spielortes erfolgen. Wie viel Zeit investieren Sie in die Erhaltung und Pflege der Freilichtbühne?

In Stunden haben ich das noch nicht genau ausgerechnet, aber es sind etliche. So sind samstags in der Regel immer 10 bis 15 Personen vor Ort, welche Arbeiten für den Erhalt und die Pflege verrichten. Auch in der Woche ist immer irgendeiner vor Ort. Wenn dann noch so ein großes Projekt wie „Neustart Kultur“ anfällt, dann wird es nicht langweilig.

 

Der Landschaftsverband unterstützt die 18 Freilichtbühnen in Westfalen-Lippe. Die Freilichtbühne Porta bekommt 20.000 Euro für den Neubau einer Kulissenwerkstatt mit Lager.

Ja, wir freuen uns natürlich, haben aber damit absolut nicht gerechnet. Jetzt mussten wir erst einmal wieder ganz neu ansetzen.

 

Hätten Sie das Projekt „Kulissenwerkstatt“ auch ohne die Förderung angehen können und müssen?

Nein, wir hätten jetzt während der Coronapandemie allein aus der Sicherheit heraus, uns finanziell nicht zu übernehmen, die Planungen auf Eis gelegt. Förderungen für solche Projekte sind wichtig und ermöglichen vieles. Man muss allerdings auch ein wenig sparen, denn ganz ohne Eigenkapital geht es nicht. Das mit dem Sparen hat im letzten Jahr nun mal nicht ganz so hingehauen.

 

Theaterbesuch, Vereinsmitgliedschaft, Mitarbeit… Wie kann man die Freilichtbühne Porta am besten unterstützten?

Das geht alles! Wir freuen uns über jegliche Art der Unterstützung. Sobald wir wieder den „richtigen“ Spielbetrieb aufnehmen können, freuen wir uns auch über jeden, der Spaß hat, in den vielen Bereichen hinter der Bühne mitzuarbeiten. Da wird immer Unterstützung gesucht. Beim Bauen, Nähen, Schminken, in der Technik und an der Kasse – hier ist jede Hand hilfreich.

 

 

Infos zum Verein Freilichtbühne Porta e.V. sowie zu den Aufführungen und Kartenbestellungen gibt es im Internet unter www.freilichtbuehne-porta.de.

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