Förderpreis an Universitätsklinikum Minden

Förderpreis an Universitätsklinikum Minden

Promotionsstudent erhält Preis für innovatives Projekt in der Gastroenterologie.

Ein junger Wissenschaftler und Nachwuchsmediziner am Universitätsklinikum Minden will das Risiko der häufigsten Nebenwirkung der ERCP-Untersuchung drastisch senken. Dazu hat er zusammen mit seinem Betreuer Dottore Michele Sorleto und mit seinem Doktorvater Professor Dr. Carsten Gartung ein Forschungsprojekt auf die Beine gestellt. Das Projekt ist bereits vor der Durchführung von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen mit einem Förderpreis für junge Gastroenterologen ausgezeichnet worden.

Bei der ERCP-Untersuchung werden die Gallengänge und der Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse mittels eines Endoskops untersucht. Dabei können Gallensteine entfernt, Verengungen aufgedehnt und mittels Kunststoffprothesen überbrückt oder auch Gewebeproben entnommen werden, ohne dass eine große Operation notwendig ist. Die ERCP gilt als die Königsdisziplin der Gastroenterologen. Nach Vorspiegeln in den Dünndarm wird ein Kontrastmittel durch ein Endoskop direkt in die Gallengänge gespritzt. Durch eine Röntgenaufnahme werden diese dann sichtbar gemacht. Allerdings birgt die sonst sehr schonende Untersuchungs- und Behandlungsmethode ein Risiko. Abhängig von verschiedenen Faktoren kommt es bei etwa jedem zehnten Patienten zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. In der Regel handelt es sich dabei um eine leichte Form. In schweren Verläufen kann aber auch ein Aufenthalt auf einer Intensivstation zur Stabilisierung des Patienten nötig sein. Bislang wird diese bekannte Nebenwirkung der Untersuchungsmethode durch die prophylaktische Gabe von entzündungshemmenden Mitteln bekämpft. Doch auch dadurch lässt sich die Entzündung nicht immer verhindern.

Einen weiteren prophylaktischen Ansatz hat der Promotionsstudent und PJler Marvin Dumke in einer internationalen Studie gefunden. Darin wurde grundsätzlich gezeigt, dass die Gabe großer Mengen an Infusionslösung vor der Untersuchung die Häufigkeit der Nebenwirkung reduziert. „Es gibt aber noch keinerlei Leitlinien oder praktikable Durchführungsbestimmungen. Jede Klinik macht das, wie sie möchte – häufig aber eben gar nicht“, sagt Marvin Dumke, der zu der ersten Generation von Medizinstudenten in Minden zählt. Aus diesem Grund hat er zusammen mit seinem Doktorvater und seinem Betreuer eine kontrollierte Doppelblind-Studie entwickelt. Dabei wird den Patienten vor, während und nach der Behandlung eine auf das Körpergewicht abgestimmte Menge von Ringer-Laktat-Infusion gegeben. „In der Ursprungsstudie wurde den Patienten über etwa zehn Stunden Flüssigkeit in großen Mengen verabreicht. Im Krankenhausalltag ist das aber oft nicht zu realisieren. Auch das ist sicherlich ein Grund, warum diese Form der Prophylaxe noch nicht häufig genutzt wird. Wir sind der Meinung, dass eine deutliche Verkürzung der Dauer der Flüssigkeitsgabe auf etwa vier Stunden bei gleichzeitiger Reduzierung der Flüssigkeitsmenge ausreichend ist“, sagt der junge Wissenschaftler.

Das zu beweisen, ist nun Inhalt der Studie. 600 Patienten sollen dafür in die Studie mit aufgenommen werden. „Selbstverständlich geschieht das auf freiwilliger Basis. Jeder Patient wird darüber aufgeklärt und kann frei entscheiden, ob er an der Studie teilnehmen will“, erklärt Professor Dr. Carsten Gartung.

Als Ursache für die Entzündung der Bauchspeicheldrüse nach der ERCP-Untersuchung geht man von einer gestörten Durchblutung des Organs sowie von einer Reaktion auf das Endoskop aus. Die Ringer-Laktat-Infusionslösung vergrößert dabei die Menge an Flüssigkeit im Blutsystem. Das Laktat hat eine entzündungshemmende Wirkung und wirkt einer häufig gleichzeitig auftretenden Übersäuerung des Blutes entgegen.

Von der Studie hat das Team der Klinik neben der Ethikkommission auch die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) überzeugt. Die hat die Studie mit einem Förderpreis prämiert. In der Begründung heißt es, dass mit der Studie eine „entscheidende klinische Fragestellung der Gastroenterologie geklärt werden kann“. Professor Dr. Carsten Gartung, Dottore Michele Sorleto und Marvin Dumke hoffen, dass die Studie bei einem positiven Verlauf langfristig zu einer Veränderung der Leitlinien führen wird. „Das Forschungsprojekt von Herrn Dumke zeigt, dass wir mit spannenden wissenschaftlichen Projekten junge Medizinstudenten auch langfristig als Ärzte bei uns in Ostwestfalen binden können“, sagt Professor Dr. Carsten Gartung.

 

Foto:
Promotionsstudent Marvin Dumke (rechts) wird von den Mitarbeitern der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektionskrankheiten am Universitätsklinikum Minden unterstützt: Oberarzt Dr. Michele Sorleto, Ute Eichholzer und Doktorvater und Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Professor Dr. Carsten Gartung.

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