Es ist wichtig, dass der Ort gezeigt wird

Es ist wichtig, dass der Ort gezeigt wird

NRW-Stiftung fördert Dachs 1 mit 40.000 Euro. Der Verein KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica e.V. erhält für die technische Sicherung des Denkmals „Ehemalige Untertageverlagerung Dachs 1“ als Besucherbergwerk einen Zuschuss in Höhe von bis zu 40.000 Euro von der NRW-Stiftung.

Der Verein KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica e.V. erhält für die technische Sicherung des Denkmals „Ehemalige Untertageverlagerung Dachs 1“ als Besucherbergwerk einen Zuschuss in Höhe von bis zu 40.000 Euro von der NRW-Stiftung. Am 7. Oktober übergab die Geschäftsführerin der Stiftung, Martina Grote, dem Vorsitzenden des Vereins, Bernd Hedtmann, eine entsprechende Förderzusage.
Zum Schutz vor alliierten Luftangriffen wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in einem weitläufigen Stollensystem im Jakobsberg die Untertageverlagerung „Dachs 1“ eingerichtet. Hier sollte eine unterirdische Raffinerie zur Treibstoff- und Schmierölproduktion entstehen. Bei Kriegsende war die Anlage bereits zu 85 Prozent fertiggestellt. Der zügige Fortschritt der Arbeiten wurde mit Menschenleben erkauft. Häftlinge des KZ-Außenlagers Porta Westfalica mussten dort unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Als Zeugnis für das Zusammenwirken von NS-Ideologie, Rüstungsindustrie und dem System der Konzentrationslager ist die ehemalige Untertageverlagerung von überregionaler Bedeutung.
Seit 2015 arbeitet der KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte Porta Westfalica e.V. mit großem ehrenamtlichen Engagement daran, die Geschichte der Stollenanlage zu erforscht und der Öffentlichkeit zugänglich zu macht. Fachkundigen Gästeführer führen die Besucher dabei durch die bereits zugänglichen Teile des Stollens. Die NRW-Stiftung unterstützt die Erinnerungsarbeit des Trägervereins. „Wir haben im Vorstand nicht lange über die Förderung diskutieren müssen“, sagte Martina Grote. Es sei wichtig, dass der Ort gezeigt werde, findet die Historikerin und verwies darauf, dass die NRW-Stiftung nur Vereine und bürgerschaftliches Engagement fördere. Sie würde sich daher an Bernd Hedtmann in seiner Funktion als 1. Vorsitzender des Vereins wenden; nicht an den Bürgermeister in seinen letzten Amtstagen. Dass die Übergabe der Förderzusage im Rathaus erfolgte, sei Naturschutzgründen geschuldet. Der Stollen werde von zahlreichen Fledermausarten als Winterquartier genutzt. Da diese unter Artenschutz stehen und die Tiere nicht gestört werden dürfen, sei der Stollen von September bis Mai nicht für Besucher zugänglich.
Aus Sicht der Stadt könne er all jenen nicht genug Dank sagen, die durch ihr großes Interesse den neu eingeschlagenen Weg einer aktiven Erinnerungskultur herausragend gefördert und beschleunigt hätten, sagte Bernd Hedtmann. Dazu würden die Behörden gehören, die fachlich darin unterstützt hätten, einen gangbaren Weg zu finden, die Bürgerschaft, die großes Interesse signalisiert habe, den Sponsoren sowie den im Verein ehrenamtlich Mitarbeitenden. „Die Stadt Porta Westfalica hat sich spät entschlossen, dafür aber umso entschlossener und zügiger gehandelt“, betonte Bernd Hedtmann. Erinnerungskultur an der Porta Westfalica sei nicht abstrakt geblieben und habe sich dadurch im Blick in die Vergangenheit als wegweisend für die Zukunft erwiesen.
„Zu Anfang habe ich auf der Bremse gestanden“, gibt Bernd Hedtmann zu. Die Öffnung der Untertageverlagerung „Dachs 1“ sei mit hohen Kosten verbunden gewesen, die der Verein nicht habe tragen können. „Eintritt zu nehmen war mit meinem Pietätsempfinden nicht vereinbar.“ Diesen Zahn hätten ihm jedoch die Nachfahren der Nazi-Opfer gezogen. Als bewegend bezeichnete Hedtmann die Begegnungen zwischen Portaner Bürgerinnen und Bürgern mit Angehörigen ehemaliger Häftlinge. Bewegend sei auch der Besuch von Gitta Mann gewesen, die als 14-jähriges Mädchen in Porta Westfalica interniert war und zur Arbeit gezwungen wurde. Auch die Begegnung mit Dr. Jörgen Kieler habe Spuren hinterlassen. Kieler ist Namensgeber für eine Medaille, mit der der Verein das Engagement für Menschlichkeit, Frieden und Völkerverständigung ehrt.
„Wir können die Schuld, die Deutschland durch den Nationalsozialismus auf sich geladen hat, und das Leid, das verursacht wurde, nicht ungeschehen machen. Aber wir können uns einer Vergangenheit, die hier vor Ort und mitten im Ort vor den Augen der Bevölkerung geschehen ist, in Verantwortung stellen“, sagte der Vereinsvorsitzende. Dies bedeute, nichts zu beschönigen, zum Dialog einzuladen und die Betroffenheit der nachfolgenden Generation, die sich mit dem Leid und Schmerz auf der einen und der Täterschaft auf der anderen Seite auseinandersetzen müsse, zu erkennen und offen damit umzugehen. „Wir wissen heute, dass Geschichte nicht einfach vergangen ist. Ereignisse wirken in mehreren Generationen weiter und nehmen bewusst und unbewusst Einfluss auf das gegenwärtige Leben.“ Eine Gedenkstätte könne Teil des gesellschaftlichen Gedächtnisses sein und Anstöße geben für die notwendige Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Hierin liege die Chance zum Verstehen und zur Versöhnung, sowie dafür, die Möglichkeit eines dauerhaft friedlichen und menschlichen Miteinanders zu schaffen.

Vom Gedenkort zur Gedenkstätte
Von März 1944 bis April 1945 bestanden drei Außenlager des KZ Neuengamme an der Porta Westfalica, worüber die Öffentlichkeit über Jahrzehnte hinweg kaum informiert war. Mehrere Einzelpersonen wandten sich 2005 unabhängig voneinander an die Stadt Porta Westfalica. Es wurde ein „runder Tisch“ gebildet, aus dem die Initiative zur Vereinsgründung 2009 hervorging. 2014 ging der Verein erstmals an die Öffentlichkeit und erfuhr seither medial eine außerordentliche regionale, überregionale und internationale Resonanz. 2016 begann der Verein mit öffentlichen Führungen in der ehemaligen Untertageverlagerung „Dachs 1“. Seitdem haben rund 7000 Personen an Führungen teilgenommen, 6000 Voranmeldungen liegen bereits vor. Die Besuchernachfrage nach den Stollenführungen übertrifft das Angebot um ein Vielfaches, denn die Öffnung der Untertageverlagerung Dachs 1 ist nur mit großem Aufwand und viel ehrenamtlichem Engagement möglich. Für das Jahr 2020 war ursprünglich eine Saison vom 1. Juni bis zum 31. August mit rund 2500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern geplant. Aufgrund der Corona-Pandemie war es jedoch nicht möglich, die Führungen anzubieten. Alle bisherigen Anmeldungen bleiben bestehen. Die Führungen werden voraussichtlich 2021 wieder angeboten.
Durch die eingegangenen Spenden sowie durch herausragendes ehrenamtliches Engagement konnten bereits aufwändige Sicherungsmaßnahmen finanziert und durchgeführt werden. Mit den Fördergeldern der NRW-Stiftung soll ein erster Baustein des Projektplans „Vom Gedenkort zur Gedenkstätte“ bis 2022 abgeschlossen werden. Dieser erste Baustein umfasst die Technische Sicherung des Denkmals „Ehemalige Untertageverlagerung Dachs 1“. Konkret müssen zwei Fangnetze für eine dauerhafte Deckensicherung in zwei Stollenabschnitten eingebaut werden. Durch eine Fachfirma müssen eine Zwischendecke und ein Stützpfeiler im C-Stollen gesichert werden. Außerdem soll ein Stromanschluss erstellt werden, damit erforderliche Maschinen und Sicherungseinrichtungen, sowie die Beleuchtung langfristig sicher und abgasfrei betrieben werden können. Im Anschluss soll der C-Stollen für Gäste begehbar gemacht werden.
Weitere Bausteine seien die wissenschaftliche Vorbereitung einer Ausstellung und Online-Dokumentation bis 2023, die Schaffung einer optimierten Gebäudesituation von 2023 bis 2026 und die Aufnahme des regulären Betriebs einer Gedenkstätte ab 2026, erläuterte der Geschäftsführer des Vereins, Thomas Lange.

Natur, Heimat, Kultur – die NRW-Stiftung
Die NRW-Stiftung wurde 1986 von der Landesregierung gegründet. Vorsitzender des Stiftungsrates war der damalige Ministerpräsident Johannes Rau. Ziel der Stiftung ist es, den Dreiklang „Natur, Heimat, Kultur“ in Nordrhein-Westfalen zu bewahren.
Dafür erwirbt sie beispielsweise schutzwürdige Flächen inmitten einzigartiger Landschaften. Wälder, Flussauen oder Berggipfel sollen so auch künftig Refugien für seltene Tier- und Pflanzenarten sein. Auch von Menschen geschaffene Orte betrachtet die NRW-Stiftung als erhaltenswert. Was frühere Generationen erdachten, solle auch heute und morgen erlebbar bleiben. Geschichte wird auf alten Zechenanlagen, auf prachtvollen Schlössern und traditionsreichen Bauernhöfen greifbar, aber auch inmitten sehenswerter Industriekultur, in restaurierten Bahnhofsgebäuden und Museen.
Um all die historischen Orte kümmert sich die Stiftung natürlich nicht allein – sie lebt vom Engagement der Menschen in NRW. In Vereinen, Verbänden und Organisationen setzen sie sich für die Natur und Kultur in ihrer Heimat ein. Sie stoßen Projekte an, die die NRW-Stiftung dann unterstützt. Finanziert wird die Arbeit durch Zuwendungen des Landes Nordrhein-Westfalen, welche diese zweckgebunden erhält. Hinzu kommen Spenden und Mitgliedsbeiträge des Fördervereins der NRW-Stiftung mit mehr als 8.000 Mitgliedern. Die Zuwendungen des Landes sind allerdings das wichtigste Standbein der NRW-Stiftung. Sie stammen aus Erträgen von Lotterien, die Westlotto im Auftrag des Landes veranstaltet. 40 Prozent seiner Glücksspielerträge leitet Westlotto an das Land weiter. Nach Abzug von Steuern und Abgaben fließt der Rest in einen Pool, dessen Inhalt an 14 verschiedene Organisationen geht.
Von den Zuwendungen der Stiftung profitierten seit ihrer Gründung bereits mehr als 3.200 Projekte im Naturschutz sowie in der Heimat- und Kulturpflege. Jede Entscheidung sei für die zuständigen Gremien eine schwierige, da sie mit den begrenzten Mitteln längst nicht jedes Vorhaben unterstützt werden könne, heißt es auf der Internetseite der NWR Stiftung. Die Stiftung müsse Prioritäten setzen. Dennoch habe sie seit 1986 mehr als 280 Millionen Euro ausgeschüttet und so an vielen Orten in Nordrhein-Westfalen nachhaltig Spuren hinterlassen.

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