„Wir haben viele Chancen, die wir aktiv nutzen sollten.“

„Wir haben viele Chancen, die wir aktiv nutzen sollten.“

Im Gespräch mit Bürgermeisterin Dr. Sonja Gerlach.

Dr. Sonja Gerlach ist vom Amt der Bürgermeisterin zurückgetreten. Vor wenigen Tagen sprachen wir mit ihr. Das Interview wird im kommenden Porta Magazin erscheinen und ist bereits hier zu lesen. Es ist ein Paukenschlag, ja. Aber richtig überraschend kam er dann auch nicht. Wer etwas Empathie besitzt, konnte spüren, dass es nicht spurlos an ihr vorbei ging, wie Politik und Presse sich an ihr abarbeiteten. Man forderte von ihr Empathie ein, brachte ihr aber gleichermaßen keine entgegen. Wie wir aus sicherer Quelle erfuhren, arbeitete sie hart und beharrlich an "geerbten" Problemen. In Sachen Wittekindsburg soll sie auf einem guten Weg gewesen sein. Ob dieser Weg fortgesetzt werden kann, ist fraglich, denn bis zur Neuwahl übernimmt mit Stefan Mohme ein Mann, der die Probleme auf dem Wittekindsberg in den vergangenen Jahren nicht zu lösen vermochte.

 

Seit etwas über einem Jahr ist Dr. Sonja Gerlach Bürgermeisterin von Porta Westfalica. Eine Aufgabe, auf die sie sich gefreut habe, wie sie damals sagte. Mit dieser Freude gehe sie zwar noch immer an die Arbeit, doch inzwischen weiß die Verwaltungschefin, dass nicht jeder Tag vergnügungssteuerpflichtig ist. Im Tagesgeschäft bläst ihr schon mal ein rauer Wind ins Gesicht und auch Vorgänge aus der Zeit vor ihrem Amtsantritt erweisen sich zuweilen als besonders sperrig. Im Gespräch mit der Porta Magazin-Redaktion zieht sie dennoch eine positive Bilanz und blickt optimistisch auf die Zukunftsaufgaben der Stadt.

Porta Magazin: Frau Dr. Gerlach, wie war das erste volle Jahr im Amt der Bürgermeisterin für Sie?

Dr. Sonja Gerlach: Beim Rückblick auf das Jahr 2021 wird noch einmal bewusst, mit welchen Aufgaben wir uns im neuen Jahr und in der weiteren Zukunft beschäftigen müssen. Porta Westfalica ist eine Stadt mit sehr vielen Vorzügen und großartigen Entwicklungsmöglichkeiten. Wir müssen diese Vorzüge unserer Stadt nicht nur draußen in der Region, sondern auch viel direkter unseren eigenen Bürgerinnen und Bürgern mehr bewusst machen. Statt die eigenen Stärken und positiven Seiten der Stadt aktiv herauszustellen, gibt es leider immer wieder Tendenzen, Vieles schlechtzureden. Aber, wenn wir selbst nicht positiv über unsere lebens- und liebenswürdige Stadt Porta Westfalica sprechen – wer soll es dann tun? Wir haben so viele Chancen, die wir aktiv nutzen sollten. Können Sie das an Beispielen konkretisieren? Ich nenne immer wieder die Digitalisierung, die Verbesserung der Schul- und Bildungsangebote, die Wirtschaftsförderung, die Erneuerung unserer Freizeit- und Tourismusangebote, den Klima- und Umweltschutz.

Ist es zu schaffen, sich mit all diesen großen Themenfeldern zu befassen?

Das alles sind Zukunfts-Daueraufgaben, die nicht in einem Jahr zu realisieren sind. Das ist mir klar. Wichtige Schritte sind wir aber bereits gegangen. Viele Projekte konnten gestartet werden, aber es muss auch noch viel passieren.

Wenn Sie an das letzte Jahr zurückdenken, was waren für Sie besonders positive Momente?

Das war zum einen die Sonderratssitzung im Sommer – ein festlicher Rahmen im Forum, um die mit der Kommunalwahl 2020 ausgeschiedenen Ratsmitglieder würdig zu verabschieden. Ulrich Prasuhn und Elke Brandt mit jeweils mehr als 30-jähriger Ratstätigkeit gilt ein ganz besonderer Dank für deren außergewöhnlichen Einsatz zum Wohle der Stadt Porta Westfalica. Beachtlich war auch die Jahresveranstaltung der „Regionale 2022“ im August mit rund 250 Gästen auf dem Plateau am Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Einmal mehr konnte sich Porta Westfalica für Einheimische wie auch auswärtige Besucherinnen und Besucher mit großartigem Panoramablick und Weitsicht von seiner besten Seite zeigen. Richtig gut gefallen hat mir im September das kleine Parkfest im Bürgerpark, das der Marketingverein Idee pro Porta unter Einhaltung der Coronabedingungen ausgerichtet hat und damit ein kleines Stück Normalität sowie geselliges Beisammensein ermöglichte. Sehr gefreut habe ich mich über die vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe ausgerichtete, sehr gelungene Feierstunde zum 125. Jahrestag der Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals vor Ort in der Ringterrasse im Oktober. Dr. Sylvia Necker, Leiterin des Preußenmuseums, hat unser touristisches Highlight und seine Vergangenheit kritisch in den Blick genommen und mit der historischen Einordnung des Denkmals beeindruckt. Übrigens wirft ein anderes großes Jubiläum bereits seine Schatten voraus: Die Stadt Porta Westfalica wird im nächsten Jahr 50 Jahre alt. So ein runder Geburtstag will gut vorbereitet sein, damit er auch angemessen gefeiert werden kann. Wir brauchen viele Ideen. Alle, die sich einbringen wollen, sind herzlich eingeladen!

Apropos Kaiser-Wilhelm-Denkmal – lassen Sie uns nochmal auf die Zukunfts-Daueraufgabe Tourismus zurückkommen. Welchen Stellenwert hat der Tourismus für Sie?

Gerade im letzten Jahr haben wir gesehen, wie wichtig das Thema Tourismus ist. Wir haben viel zu bieten für Tages- und Wochenendausflüge in die Natur. Wir leben in einer wunderbaren Landschaft, die außerordentlich ist: zu Wasser, zu Lande und auch sogar in der Luft - wenn ich dabei an die Drachen- und Gleitschirmflieger an der Wittekindsburg und an unseren Flugplatz in Vennebeck denke. Wandern und Radwandern ist ein großes Thema für die Region. Der Tourismus-Workshop unter Leitung von Karl-Erich Schmeding, unserem Vorsitzenden des Stadtentwicklungsausschusses, hat Impulse für das Tourismuskonzept gegeben. Die Ergebnisse werden in den nächsten Wochen präsentiert.

Das Stichwort Wittekindsburg greife ich gerne auf…

Ich kann gut verstehen, dass das Interesse an der Wittekindsburg groß ist. Sie zählt unbestritten zu den touristischen Highlights. Mir ist es ein Anliegen, dass wir im Mediationsverfahren gut vorankommen und Sie wissen ja, dass solche Mediationsverfahren vertraulich sind. Deshalb kann ich nur so viel sagen: Die Gespräche verlaufen konstruktiv.

Das Thema Digitalisierung hat gesellschaftlich einen hohen Stellenwert. Kann die Stadt Porta Westfalica mit der Entwicklung schritthalten?

Ja. Die Digitalisierung ist natürlich eine Daueraufgabe. Wir haben im letzten Jahr mit unserem Digitalisierungsbeauftragten Rainer Pape schon viel erreichen können. Die Digitalisierung wird oft sehr theoretisch betrachtet. Konkret soll sie einen echten Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger, für Unternehmen, für Familien sowie eben auch Arbeitserleichterungen in der Verwaltung bringen. Den Service für die Bürgerinnen und Bürger konnten wir bereits mit der Online-Terminvergabe erweitern, die sehr gut angenommen wird. Wir arbeiten an einem moderneren und informativeren Internetauftritt der Stadt. Mehr und schnellere Informationen auf der städtischen Homepage sind wichtig, um die zu Recht gestellten Erwartungen an die Stadt zu erfüllen. Die Digitalisierung erfasst praktisch alle Bereiche der Verwaltung. Viele Dienstleistungen müssen demnächst online zur Verfügung gestellt werden. Im Ausschuss für Digitalisierung und Klimaschutz wurde eindrucksvoll dargestellt, wie vielfältig die Geoinformatik schon heute zu einer verbesserten, schnelleren Ver- und Bearbeitung von Daten in der Stadtverwaltung führen kann. Unser Baubetriebshof etwa nutzt bereits zahlreiche elektronische Möglichkeiten der Datenerfassung. Das setzt natürlich voraus, dass die Versorgung mit schnellem Internet auch im ländlichen Bereich gesichert ist… Der Breitbandausbau im Stadtgebiet ist weiterhin ein wichtiges Thema. Mit der Anbindung der Schulen haben wir praktisch eine zeitliche Punktlandung hinbekommen. Die Zusammenarbeit mit Greenfiber hat sehr gut funktioniert und der Zeitplan konnte so gut wie eingehalten werden. Eine tolle Teamleistung mit den Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung. Leider konnte die Verkabelung in den Schulen nicht so schnell erledigt werden, wie es ursprünglich geplant war. Und leider war es auch mit deutlichen Kostensteigerungen verbunden. Nicht für alle Schulstandorte sind sofort Angebote eingegangen, so dass Ausschreibungsverfahren mehrfach durchgeführt werden mussten.

Wo wir gerade bei Schulen sind – wie sieht es mit dem Jugend- und Bildungsbereich in Porta Westfalica aus?

Ich freue mich, dass wir für junge Familien einiges auf den Weg bringen konnten. Der Kinderspielplatz in Veltheim wurde eingeweiht und ist mit dem markanten Feuerwehrauto wirklich gelungen. Ein großer Dank an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich sehr engagiert um die Auswahl der Spielgeräte und die Herrichtung des Spielplatzes gekümmert haben. Apropos Feuerwehr: Schön, dass wir mit den Weserdrachen schon die dritte Kinderfeuerwehrgruppe in Porta haben. Jens Grabbe und sein Team leisten großartige Nachwuchsarbeit. Erfreulich ist auch das erweiterte Angebot am Wesertreff in Barkhausen, die Zertifizierung des Waldabenteuerpfades als erster kurzer Qualitätsrundwanderweg im Kreis überhaupt und die Sanierung unserer Musikschule. Zum Jahresbeginn konnten wir endlich wieder Musikschullehrerinnen und -lehrer fest einstellen. Die Förderung des Landes über die Musikschuloffensive hilft dabei. Das ist ein wirklich positives Signal für den Bildungsstandort Porta. Mit dem SchülerTicket Westfalen können Schülerinnen und Schüler seit August kostenlos mit dem Bus und der Bahn fahren. Damit entlasten wir Familien, und Kinder und Jugendliche können stärker als bislang den öffentlichen Personennahverkehr nutzen. Das ist auch mit Blick auf Klima- und Umweltschutz ein gutes Projekt.

Da sprechen Sie ein Thema an, das ebenfalls vielen Menschen besonders wichtig ist.

Ja, Klima- und Umweltschutz spielt in der Tat eine große Rolle. Das Thema ÖPNV steht weiterhin auf der Agenda, ebenso wie die LED-Umrüstung städtischer Beleuchtung. Wir haben außerdem etliche Radwegeprojekte angestoßen. Mit dem Klimaschutzbudget steht ein großer Betrag zur Verfügung, der noch nicht so umgesetzt werden konnte, wie sich manch einer dies gewünscht hätte. Vor diesem Hintergrund wurde die Stelle eines Technikers ausgeschrieben, um die Stadt bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen zu unterstützen.

Im Dezember 2021 ist der Haushalt nicht wie geplant vom Rat verabschiedet worden. Ist das für Sie eine persönliche Niederlage?

Nein, auf gar keinen Fall. Die Haushaltspolitik ist die Königsdisziplin der Politik. Kein Haushaltsentwurf muss so beschlossen werden, wie er von der Verwaltung erarbeitet wird. Ganz im Gegenteil. Die Fraktionen profilieren und positionieren sich im Haushaltsverfahren und bringen ihre Änderungsvorschläge ein, über die dann politisch ein Beschluss gefasst wird. Wichtig ist, dass der Haushalt für das Jahr 2022 bald beschlossen wird. Ich bin zuversichtlich, dass alle Verantwortlichen gemeinsam zügig an einer Lösung arbeiten und konkrete Änderungswünsche der Politik schnell geklärt und dann auch beschlossen werden können.

Gibt es abschließend noch etwas, das Ihnen besonders wichtig ist?

Da möchte ich das Ehrenamt hervorheben. Dieses bürgerliche Engagement macht eine Stadt erst lebens- und liebenswert. Ohne das Ehrenamt in seiner Vielfalt ist ein gedeihliches Stadtleben gar nicht denkbar. Alle ehrenamtlich Tätigen in unseren vielen Vereinen hatten es in den beiden vergangenen Jahren aufgrund der Pandemiesituation nicht leicht. Deshalb sage ich abschließend ein ganz herzliches Dankeschön an alle, die sich in so vielfältiger Weise an der einen oder anderen Stelle für die Stadt Porta Westfalica eingesetzt haben und dies weiter tun – haupt- oder ehrenamtlich. Das alles ist nicht selbstverständlich. Das ist ganz besonders gut.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

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