Es ist ein trister und trauriger Anblick, der sich den überwiegend jugendlichen Skatern und Bikern an der Platten Weide bietet. Der Skatepark ist in die Jahre gekommen. Die vor über 20 Jahren errichtete Anlage ist mittlerweile weder ansprechend noch zeitgemäß. Seit 2018 ist sie auch Thema in Politik und Verwaltung. Bereits 2019 beschloss der Jugendhilfeausschuss der Stadt Porta Westfalica, dass die Anlage 2021 erneuert werden soll. Doch daraus wird zumindest in diesem Jahr noch nichts.
Die Anlage wurde 1999 errichtet. Aufgrund des Alters und des Zustandes sind Umbauten nach Wünschen der Nutzer nicht mehr möglich und auch Reparaturen lassen sich kaum noch ausführen. Der Bedarf an einem Skatepark ist aber weiterhin groß, weiß man auch in der Stadtverwaltung. „In Porta Westfalica fehlen Angebote und Treffpunkte für Jugendliche und junge Erwachsene. Das institutionalisierte Angebot der Vereine, Kirchen und des städtischen Jugendtreffs in Lerbeck erreicht bzw. spricht nicht alle Jungendlichen an. Es fehlen Angebote für eine individuelle und nicht an Öffnungs- und Trainingszeiten gebundene Freizeitgestaltung“, heißt es in einer Beschlussvorlage, die aktuell in mehreren Ausschüssen beraten wird. Das Angebot an gewerblichen Sport- und Freizeitangeboten ist so gut wie nicht vorhanden. Treffen im Bürgerpark oder im Park Gut Oheimb führten bereits zu Beschwerden wegen Lärmbelästigung. Ein neuer Flowpark (Begriffserklärung siehe Infobox) würde daher wohl nicht nur von aktiven Sportlern genutzt, sondern könnte sich auch als Treffpunkt für junge Menschen entwickeln und etablieren.
Wie groß das Interesse an einer solchen Anlage ist, zeigte die Beteiligung an einem Entwicklungs-Workshop, den die Firma endboss aus Hannover im Auftrag der Stadt Porta Westfalica im September 2020 durchführte. Inzwischen hat das Unternehmen eine Zusammenfassung der Ergebnisse vorgelegt, aus der neben dem aktuellen Zustand der Anlage die Wünsche der potentiellen Nutzer hervorgehen.
Die bisherige Anlage ist für Skater ausgelegt. BMX- und Dirtbike-Fahrer kommen bisher zu kurz, obwohl der Tricksport auf zwei Rädern sich zunehmender Beliebtheit erfreut. Bei einer Umgestaltung wäre eine Nutzungserweiterung daher sinnvoll. Im Zuge des Workshops bekamen die Teilnehmer zahlreiche Skateanlagen und Anlagenelemente gezeigt, für die sie nach ihren individuellen Interessen und Vorlieben Punkte verteilen konnten. Hierbei entstand eine klare Tendenz zu sogenannten Transition- und Flowparks mit einer überwältigenden Mehrheit für den Brenda Joy Skate Park in Fort Morgan, Colorado, der als reiner Flowpark mit Transitionselementen konzipiert ist. Allerdings wurden auch Streetanlagen und Street-Elemente gewählt. Gewünscht ist also ein transitionlastiger Flowpark mit einzelnen Street-Elementen.
Die derzeitige Anlage hat eine Fläche von rund 660 Quadratmetern. Für einen kombinierten Skate- und Bikepark ist das zu wenig. Die Fläche könnte jedoch zulasten des angrenzenden Pendlerparkplatzes auf rund 850 Quadratmeter erweitert werden. Auf der hinteren, kostenfreien Parkfläche würden bei der jetzigen Aufteilung rund zehn Stellplätze verloren gehen. Wenn es um das Auto und um Parkplätze geht, versteht der volljährige Bürger keinen Spaß. Doch keine Panik: „Durch eine Neustrukturierung der verbleibenden Stellplatzfläche könnte diese effizienter genutzt werden, sodass sich trotz Flächenreduzierung die Zahl der Stellplätze nicht verringern müsste“, stellt die Verwaltung in ihrer Beschluss-Vorlage klar.
Trotz räumlichen Möglichkeiten ist der Standort der Skateranlage keineswegs unumstritten. So hält zum Beispiel die Wählergemeinschaft eine ordentliche Erreichbarkeit aus allen Richtungen für nicht gegeben, da sich die Anlage in unmittelbarer Nähe von Parkplätzen, Brücke und Schnellstraße befindet. Fehlende Beleuchtung und schlechte Einsehbarkeit seien weitere Standortnachteile. Der Standort ist allerdings wohl eher unter den Erwachsenen ein Diskussionspunkt. Die Nutzer der Anlage hätten sich laut Beschluss-Vorlage wiederholt für die Beibehaltung des Standortes ausgesprochen. Zwar mache dieser aktuell keinen einladenden Eindruck, er sei aber zentral gelegen und mit dem Bus aus allen Ortsteilen Portas gut zu erreichen. Alternative Standorte, wie etwa das Vogelparadies oder der Wesertreff in Barkhausen konnten zumindest die Stadtverwaltung nicht überzeugen. Sie argumentierte in ihrer Vorlage mit klaren Ausschlusskriterien, die wenig Raum für politische Diskussionen ließen. Dennoch gab es im Bauausschuss den Antrag, weitere Standorte zu prüfen.
Obwohl der Bedarf existiert und der Workshop unter großer Beteiligung der zukünftigen Nutzer ein konstruktives Ergebnis geliefert hat, ist an eine Umsetzung in diesem Jahr nicht zu denken. Es fehlt schlicht das nötige Geld. Für Bau und Planung kalkuliert die Stadt mit knapp 430.000 Euro brutto, also inklusive Mehrwertsteuer. Die Umgestaltung könne daher nur bei einer hohen Förderung durch Bund oder Land realisiert werden. Durch das „Investitionspaket zur Förderung von Sportstätten“, ein Städtebauförderprogramm des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen, darf die Stadt auf eine Förderung von bis zu 90 Prozent hoffen.
Auf maximal 50.000 Euro will die Stadt ihren Eigenanteil nach aktuellem Stand begrenzen, um noch einen kleinen Spielraum für Kostensteigerungen zu haben. Angesichts der Vorgaben des Haushaltssanierungsplans und der zusätzlichen Belastung des städtischen Haushalts infolge der Corona-Pandemie ist aber selbst der zehnprozentige Eigenanteil in diesem Jahr zu viel. Außerdem kann die Antragstellung für eine Förderung für 2021 nicht mehr fristgerecht erfolgen. Darum soll das Projekt nun für 2022 geplant werden. Nachdem sich im Januar bereits der Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Tourismus und Stadtmarketing, der Bauausschuss sowie der Ausschuss für Bildung, Soziales, Sport und Kultur mit dem Thema befasst haben, steht es im März beim Jugendhilfeausschuss und beim Haupt- und Finanzausschuss auf der Tagesordnung, bevor der Rat in seiner Sitzung am 22. März einen endgültigen Beschluss fassen könnte. Doch auch der ist keine Garantie dafür, dass die Pläne tatsächlich umgesetzt werden, da das gesamte Projekt letztlich von der Bewilligung der Förderanträge abhängt. Die Chancen stehen allerdings nicht schlecht. Laut Bezirksregierung passt das Projekt an der Platten Weide gut zum Programm. Vorrang hätten Maßnahmen, die besonders vielen Menschen Zugang zur sportlichen Betätigung ermöglichen und niederschwellige Angebote mit großer Reichweite für Kinder und Jugendliche zum Inhalt haben. Das ist bei der Skateanlage der Fall, denn anders als bei einer Sporthalle oder einem eingezäunten Sportplatz müssen keine Belegungspläne berücksichtigt werden und es bedarf keiner Vereinsmitgliedschaft.
Die Standortdiskussion
Als mögliche Standorte werden derzeit folgende Möglichkeiten diskutiert, wobei die Stadtverwaltung die Platte Weide favorisiert.
Platte Weide
Seit 1999 befindet sich hier die Skateanlage. Kritisiert wird unter anderem immer wieder eine fehlende soziale Kontrolle, die Lage zwischen B482 und Weserbrücke und die fehlende Beleuchtung. Für den Standort spricht, dass er mit dem Bus aus allen Ortsteilen erreichbar ist. Zudem können sich die Nutzer am nahegelegenen Supermarkt versorgen und die dortige Toilettenanlage nutzen. Die Abgelegenheit hat den Vorteil, dass der Lärm, der von einer solchen Anlage zwangsläufig ausgeht, keine Anwohner stört.
Vogelparadies
Eine Verlagerung der Anlage in den weiteren Außenbereich würden die Nutzer nicht gut finden, da die gute Erreichbarkeit und die Nähe zu den Geschäften in Hausberge verloren ginge. Außerdem passe eine solche Anlage nicht in ein Naturschutzgebiet. Die Flächen befinden sich zudem nicht im Eigentum der Stadt.
Schulzentrum Süd, Porta-Bad, Bürgerpark
Grundsätzlich wäre eine Skateanlage wegen der zentralen Lage auch gut am Schulzentrum Süd oder am Porta-Bad aufgehoben. Allerdings steht dort keine entsprechende Fläche zur Verfügung. Der Bürgerpark scheidet aufgrund der umliegenden Wohnbebauung als Standort wohl aus.
Parkplatz und Grünflächen am ehemaligen Berghotel
Die Parkflächen am ehemaligen Berghotel befinden sich im Eigentum der Stadt, sind jedoch für den notwendigen Stellplatznachweis für das Hotelgebäude verpachtet. Die unbefestigte Grünfläche ist ebenfalls Eigentum von Stadt und Land. Dieser Bereich wurde wegen drohenden Steinschlags bepflanzt und wird aktuell nicht als Stellplatzfläche genutzt. Unabhängig von der weiteren Nutzung des ehemaligen Berghotels liegt eine Aufgabe von Stellplatzflächen nicht im Interesse der Stadt, insbesondere wenn in der Nähe zum Stollen ein Besucherzentrum entstehen soll.
Wesertreff
Die Restfläche des städtischen Grundstücks ist etwa 900 Quadratmeter groß und bewaldet. Sie grenzt direkt an die Bebauung der Grundstücke an der Fährstraße, sodass die Stadtverwaltung Beschwerden von Anwohnern über den Lärm befürchtet. Die dezentrale Lage wäre ein weiterer Nachteil. Für den Standort spricht die attraktive Lage an der Weser. Der Skaterpark würde das Angebot von Spielplatz und Gastronomie am Weserradweg gut ergänzen.
Begriffserläuterung
Transitionspark
Anlagen mit großen radialen und Freiform-Rampen, die mit hoher Geschwindigkeit durchfahren werden.
Streetpark
Anlagen, die dem urbanen Umfeld nachempfunden sind und mit niedrigen Elementen versehen sind, die für technische Tricks genutzt werden.
Flowpark
Eine Mischung aus Street- und Transition-Elementen, die einen Flow (reibungsloses durchfahren ohne Absteigen) und technische Tricks ermöglicht.
BMX
Abkürzung für Bicycle Motocross, wobei das X für das englische Wort cross („Kreuz“ bzw. „durchqueren“) steht. Es handelt sich dabei um eine Ende der 1960er Jahre in den USA entstandene Sportart, bei der Sportler auf einem speziellen Fahrrad mit 20-Zoll-Laufrädern verschiedene Tricks oder Stunts ausführen.
Dirt Bikes
Stabiles Mountainbikes mit meist kleineren Rahmen und einer Laufradgröße zwischen 24 und 26 Zoll. Sie werden für Dirt Jump eingesetzt. Die Federung der Dirt Bikes ist einer der größten Unterschiede zum BMX-Rad, das mit keiner Federgabel ausgestattet ist. Die meisten Dirt Bikes sind mit nur einer Bremse ausgestattet, das ist für die speziellen Zwecke dieser Bikes ausreichend.
Hinweis zum Ablauf der politischen Beratungen
Der in diesem Artikel angegebene zeitliche Ablauf der politischen Beratungen steht unter dem Vorbehalt, dass die Sitzungen wie geplant stattfinden können. Bei Redaktionsschluss hatte die Stadt Porta Westfalica die Zuständigkeiten des Rates an den Haupt- und Finanzausschuss delegiert. Ob also die Ratssitzung am 22. März überhaupt stattfindet und ob der Haupt- und Finanzausschuss am 10. März in Vertretung für den Rat den Beschluss zur Neugestaltung des Skateparks fasst, ist derzeit offen und wesentlich von der weiteren Entwicklung der Coronapandemie abhängig.