Komplizierte Konfirmationen

Komplizierte Konfirmationen

Corona verschafft der Kirche einen digitalen Schub.

Wenn die Mädchen und Jungen zum Konfirmandenunterricht gehen, haben sie ein großes Ziel vor Augen - ihre Konfirmationsfeier. Wie bereits im vergangenen Jahr können die Konfirmationen aber nicht zur gewohnten Zeit von Ende April bis Mitte Mai stattfinden. Sie sind auf die Wochen nach den Sommerferien verschoben worden. Den meisten Konfirmandinnen und Konfirmanden dürfte das recht sein, denn selbst wenn die Kirchengemeinden coronakonforme Lösungen für den Konfirmationsgottesdienst finden, sind die Möglichkeiten für die anschließende Feier im privaten Rahmen ausgesprochen restriktiv.

Eine Feier ohne Großeltern, Tanten, Onkeln und Paten – das will niemand so richtig. Die Verschiebung von Festen wegen der Pandemie gefällt aber nicht jedem. So hat die Theologin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Margot Käßmann dafür geworben, bevorstehende Konfirmationen durchzuführen. Das Leben würde jetzt stattfinden und es würde sich nicht alles auf später verschieben lassen. Es brauche Fantasie, um die Feierlichkeiten zu begehen und dennoch die Regeln einzuhalten. Ihre Ansicht deckt sich nicht mit der Position der Evangelischen Kirche von Westfalen und der EKD unter ihrem aktuellen Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm. „Der Zeitpunkt der Konfirmationen liegt zwar traditionell in der Zeit nach Ostern, dafür gibt es aber keine zwingenden theologischen Gründe. Die Konfirmationsfeiern werden seit jeher mit viel Sorgfalt von den Gemeinden gestaltet. Aufgrund der coronabedingten Einschränkungen sind im vergangenen Jahr bereits viele Konfirmationsfeiern sehr kreativ und zum Teil auch digital unter Beachtung der jeweils notwendigen Hygiene-Konzepten gefeiert worden“, sagt eine Sprecherin der EKD auf Anfrage des Porta Magazins.

Angesichts der derzeitigen Lage findet Katharina Kenter-Töns, Pfarrerin der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Hausberge-Lohfeld, die Verschiebung vernünftig und verantwortungsvoll. Sie setzt auf eine coronakonforme Konfirmation zu einem späteren Zeitpunkt. „Im vergangenen Jahr haben wir den einen Konfirmationsgottesdienst in der Konzertmuschel im Bürgerpark abgehalten“, erzählt die Theologin. Dort habe es genügend Platz gegeben, sodass jede Familie mit zehn Personen am Gottesdienst teilnehmen und gleichzeitig den Abstand zu den anderen Familien einhalten konnte. Wie es in diesem Jahr ablaufen wird, ist noch nicht endgültig geklärt und auch von der weiteren Entwicklung der Pandemie abhängig. Doch wie läuft das eigentlich mit dem Konfirmationsunterricht?

„Wir machen den Unterricht online als Zoom-Konferenz. Es ist ein mühsames Geschäft, aber die Konfirmandinnen und Konfirmanden geben sich wirklich Mühe“, erzählt Katharina Kenter-Töns. Anfangs habe man mit „KonApp“ gearbeitet, einer App, die von der Deutschen Bibelgesellschaft entwickelt wurde. Der Kontakt untereinander habe dort aber nur schriftlich stattgefunden. Das war Kenter-Töns auf Dauer zu wenig, sodass sie den Konfirmandenunterricht in Online-Videokonferenzen verlegte. Natürlich sei es für die Jugendlichen schöner, wenn sie sich beim Konfirmandenunterricht real begegnen würden, weshalb digitaler Konfirmandenunterricht nach einem Tag Homeschooling nicht immer für Freude sorge, doch: „Viele Jugendliche, die ich wahrnehme, kommen besser mit der aktuellen Situation zurecht, als wir denken. Ich glaube, sie haben schneller gelernt, mit der Pandemie umzugehen, als viele Erwachsene. Sie nehmen es, wie es kommt – trotz aller Schwierigkeiten. Ich hüte mich, den Jugendlichen Probleme mit den Coronamaßnahmen einzureden“, sagt Katharina Kenter-Töns. Allerdings sei ihr durchaus bewusst, dass sie nur einen begrenzten Blick auf die Situation der Jugendlichen habe und ihre Wahrnehmung daher nur eingeschränkt zu einer objektiven Bewertung tauge.

„Durch Corona haben wir alle gelernt zu improvisieren und die Kirchen haben einen digitalen Schub bekommen. Vorher habe ich einen großen Bogen um z.B. die Homepage gemacht. Jetzt habe ich einen anderen Zugang dazu. Nach wie vor liebe ich die Arbeit am Bildschirm nicht, aber es geht.“ Die Konfirmandinnen und Konfirmanden kommen inzwischen jedenfalls gut mit dieser modernen Form des Unterrichts klar. „Vor Karfreitag habe ich sie gebeten, nach draußen zu gehen, ein Bild zum Thema Kreuz zu machen und dazu ein paar Zeilen zu schreiben. Da sind tolle Bilder herausgekommen, die ich in meinem digitalen Gottesdienst zum Karfreitag einbinden konnte“, zeigt sich Kenter-Töns begeistert.

Seit dem 3. Advent hat es in Hausberge-Lohfeld wie auch in den anderen evangelischen Gemeinden in Porta-Süd keinen Präsenzgottesdienst mehr gegeben. Im Wechsel stellen Pfarrerin Katharina Kenter-Töns, Pfarrer Joachim Schierbaum und Pfarrer Willimczik aus der Gemeinde „Holzhausen und Holtrup an der Porta“ sowie Pfarrer Rainer Schulz, Kirchengemeinde Eisbergen und Kirchengemeinde Veltheim, sonntags einen Gottesdienst online. Abrufbar sind die Gottesdienste über die Webseiten der Kirchengemeinden sowie über den YouTube-Kanal „Online Gottesdienste Porta Westfalica Süd“. Zwar sind die in der aktuellen Allgemeinverfügung des Kreises Minden-Lübbecke festgelegten Regeln für Gottesdienste vergleichsweise großzügig und die Kirchen verfügen über strenge Hygienekonzepte, aber man sei sich seiner Verantwortung bewusst und wolle die Möglichkeiten nicht ausreizen. „Wir wollen nicht schuld an einem Corona-Ausbruch sein. Das ist kein mangelndes Gottvertrauen, sondern darauf begründet, dass uns Gott einen Verstand gegeben hat. Solange die 7-Tage-Inzidenz über 100 liegt, wird es bei Online-Gottesdiensten bleiben“, macht die Pfarrerin aus Hausberge-Lohfeld deutlich. Einer Diskussion über das Grundrecht der freien Religionsausübung zieht sie vorsorglich mit deutlichen Worten den Stecker: „Wir kämpfen nicht gegen den Staat, sondern gegen ein Virus.“

Bei aller Umsicht ist der Pfarrerin aber auch bewusst, dass Menschen, die einsam sind, durch die Pandemie noch einsamer geworden sind. Gute Dienste leiste in dieser Hinsicht der Seniorentreffpunkt Hausberge-Lohfeld. Zwar sei auch hier ein Treffen in Gruppen und Kreisen nicht möglich, aber man organisiere zumindest telefonischen Kontakt untereinander. Bei ihren Geburtstagsbesuchen bei über 80-Jährigen sei zu merken, wie willkommen eine kleine Abwechslung ist. Die Besuche finden derzeit nur mit Maske und Abstand vor der Tür statt. Eine Einladung, ins Haus zu kommen, lehnt sie derzeit freundlich ab.

Während sich eine Konfirmation planen und zur Not eben auch verschieben lässt, gibt das Leben Abschiede unerbittlich vor. Trauerfeiern finden schon seit einigen Monaten nur noch in kleinem Rahmen statt. Schon oft habe Katharina Kenter-Töns Trauergottesdienste durchgeführt, bei denen klar war, dass unter normalen Umständen viel mehr Menschen und Wegbegleiter persönlich Abschied genommen hätten. Manchmal sei das schon bitter, aber es gäbe ein resigniertes, müdes Verständnis der Menschen, dass es in diesen Zeiten eben nicht anders geht.

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