Als die „Bindkenmütze“ noch zur Bückeburger Tracht gehörte

Als die „Bindkenmütze“ noch zur Bückeburger Tracht gehörte

Letzte originale Trachtenträgerin in Nammen war die 2000 verstorbene Totenfrau Wilhelmine Möller

 

Letzte originale Trachtenträgerin in Nammen war die 2000 verstorbene Totenfrau Wilhelmine Möller
Mehr als 150 Jahre alt sind zwei Farbzeichnungen von F. Hiddemann (jeweils in der Größe 20 mal 30 Zentimeter), die Klaus Bulmahn aus Nammen in seinem Bestand entdeckt hat. Sie zeigen eine Bäuerin und einen Bauern, wie es heißt, aus Klein-Bremen bei Minden (Westfalen), in der auch diesseits der Landesgrenze getragenen farbenfrohen Bückeburger Tracht. Die Schreibweise Klein-Bremen oder auch Kleinbremen hat sich etwa bis zum Ersten Weltkrieg gehalten.

Dass die Bilder des Düsseldorfer Malers Friedrich Hiddemann (1829 bis 1892) aber schon etwa ein halbes Jahrhundert eher entstanden sind, bevor Kleinenbremen um 1900 seine heutige Schreibweise übernahm, verdeutlicht die Kopfbedeckung der Bäuerin. Sie trägt eine sogenannte „Bindkenmütze“ zur Festtagstracht, wie man sie bis etwa 1850 im gesamten Verbreitungsgebiet der Schaumburger Tracht in der Region Bückeburg, Frille und Lindhorst kannte. Erst dann kam im Bückeburgischen die sogenannte „Dutzenmütze“ auf, die Flügelhaube.

Sie ist seitdem mit ihren langen Bändern markanter Hingucker der Bückeburger Tracht. Diese spezielle Tracht wurde im Bereich der sieben Kirchspiele um die Residenzstadt und in den westfälischen Kirchspielen Kleinenbremen, Eisbergen und Lerbeck-Nammen getragen.

Nammen gehörte bis 1910 mit seinem Ortskern und dem Ostdorf zum schaumburg-lippischen Kirchspiel Petzen. Mit der gesetzlichen Regelung, dass die Kirchengemeindegrenzen mit den Landesgrenzen übereinstimmen sollten, wurde die Kapellengemeinde von Petzen nach Lerbeck umgepfarrt.

Die Bückeburger wie auch die Friller und Lindhorster Tracht unterschieden sich zum jeweiligen Anlass außer in der Kopfbedeckung vor allem in Farbe und Nuancen. Von der Täuflings- über die Kinder- und Konfirmationstracht hatten die erwachsenen Frauen mit der Hochzeits-, der Festtags-, der Abendmahls-, der Beerdigungs- und Trauer- sowie der Alltagstracht alles parat. Da war es für die Männer in ihren weißen Leinenkitteln weniger üppig und einfacher zu handhaben.

Vor der vorvorigen Jahrhundertwende kam bei der Bückeburger Tracht dann noch eine weitere Entwicklungsstufe hinzu. Die bis dahin kleinere Dutzenmütze wurde breiter und größer und bekam die heute bekannte Form mit größeren Schleifen, nachdem breitere und längere Rückenbänder modern geworden waren. Die Breite von 55 Zentimetern wurde zum Normmaß einer Flügelhaube.

Bis zur Jahrtausendwende sah man vereinzelt Frauen in der Bückeburger Tracht noch im Original, diesseits und jenseits der Landesgrenze. Letzte Trachtenträgerin in Nammen war die im Jahre 2000 im Alter von 101 Jahren verstorbene frühere Totenfrau Wilhelmine Möller. Der Totenfrau in den Dörfern oblagen früher weitgehend die Aufgaben der heutigen Bestatter. Heute wird das Brauchtum „Bückeburger Tracht“ in Schaumburg-Lippe und im Westfälischen in den Trachtengruppen und Kindertrachtengruppen gepflegt, so auch in Nammen und Kleinenbremen. Besonders beim Nammer Erntefest, dem größten in der Region mit in allen Jahren mehr als vierzig Wagen allein aus dem Bergdorf am Wesergebirge und weiteren Gastgespannen, kommt die Bückeburger Tracht besonders zu Ehren. 2020 fiel das Fest - wie in allen Dörfern rundum - Corona zum Opfer. Die Hoffnung auf eine Durchführung der Veranstaltung in diesem Jahr hat man noch nicht aufgegeben. Der weitere Pandemieverlauf bestimmt, ob beim „Achttourigen“ wieder die roten Röcke fliegen.

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