„Die Veränderungen sind gewaltig“

„Die Veränderungen sind gewaltig“

Ein Gespräch mit Bürgermeister Bernd Hedtmann.

Am 13. September wird in Nordrhein-Westfalen gewählt. Bei den Kommunalwahlen entscheidet sich unter anderem, wer das Bürgermeisteramt in Porta Westfalica übernimmt. Für Bernd Hedtmann, der 2014 zum Bürgermeister von Porta Westfalica gewählt wurde, geht mit der Wahl ein ereignisreicher Abschnitt seiner beruflichen Laufbahn zu ende. Doch bevor es soweit ist, stellt die Corona-Pandemie Bürgermeister und Verwaltung noch einmal auf die Probe.

 

Porta Magazin: Herr Hedtmann, wie hat Corona Ihren Berufsalltag als Bürgermeister verändert?


Bernd Hedtmann: Ganz gewaltig.Die externen Kontakte sind fast auf Null gestellt. Sowohl Veranstaltungen am Wochenende als auch die vielfältigen Gespräche unter der Woche, die man als Bürgermeister im Büro führt, finden nicht mehr im persönlichen Kontakt statt. Auch die Themen haben sich verändert. Gleich zu Beginn der Pandemie habe ich den Stab für außergewöhnliche Ereignisse, den sogenannten Krisenstab, eingerichtet. In den ersten beiden Wochen haben wir in diesem Stab sieben Tage die Woche gearbeitet, weil die vielen Regelungen, die von Landesseite kamen, umgesetzt werden mussten. Wir mussten uns Gedanken machen, wie wir damit umgehen und welche Konsequenzen das vor Ort hat. Auch Personalumstellungen mussten vorgenommen werden. Das hatte mit der bisherigen Arbeit als Bürgermeister nur noch wenig zu tun.

Auch jetzt noch dominiert uns die Corona-Pandemie. Aber natürlich haben wir keinen Stillstand. Wir erfüllen unsere Aufgaben als Verwaltung weiterhin, wenn auch nicht in dem Tempo, wie wir das gewohnt sind. Um die Kontakte intern zu reduzieren, arbeitet nur noch eine Hälfte der Mitarbeiter in den Büros, die andere Hälfte im Homeoffice. Auch der Krisenstab arbeitet zur Hälfte im Homeoffice. Das ist wichtig, damit im Falle einer Infektion nicht alle Mitglieder gleichzeitig unter Quarantäne gestellt werden müssen. Ich selbst habe letzte Woche Homeoffice gemacht. Das war eine völlig neue Erfahrung. Anfangs war es gewöhnungsbedürftig, aber es hat auch den Vorteil, mit einer noch höheren Konzentration arbeiten zu können.


Porta Magazin: Es gab Ende März die Situation, dass eine Kontaktsperre verhängt wurde, die Menschen wurden aufgefordert, nach Möglichkeit zuhause zu bleiben und am Wochenende darauf musste die Zufahrtsstraße zum Denkmal gesperrt werden, weil sich dort oben 400 Leute aufhielten. Wie passt das zusammen?


Bernd Hedtmann: Da muss man sich die Frage stellen, ob das wirklich so dramatisch war. Die Polizei hat die Sperrung veranlasst, aber unser Ordnungsamt war natürlich auch im Einsatz. Ja, es war gut besucht, aber es war nicht überfüllt. Die meisten Menschen waren im Wald spazieren. Das ist ja zulässig. Von unserem Ordnungsamt habe ich die Rückmeldung erhalten, dass nur vereinzelt Menschen darauf hingewiesen werden mussten, Abstand voneinander zu halten. Mein Eindruck ist, dass unsere Bürgerschaft sehr sensibel und umsichtig mit der Situation umgeht. Weit über 90 Prozent halten sich an die Regeln. Da muss ich den Menschen auch meine Anerkennung aussprechen.


Porta Magazin: Welche Auswirkungen erwarten Sie von dieser Krise für Porta Westfalica?


Bernd Hedtmann: Wir werden bezogen auf den kommunalen Haushalt ganz gewaltige Auswirkungen spüren. Im Moment ruht die Wirtschaft weitestgehend, insbesondere die kleineren Betriebe, aber auch bei den größeren ist Kurzarbeit angesagt. Ich erwarte, dass wir bei den Gewerbesteuereinnahmen eine deutliche Veränderung haben werden. Wir werden auch Unternehmen unterstützen und über Stundungsanträge entscheiden müssen. Das werden wir im positiven Sinne auch machen. Natürlich können wir keine Liquidität zur Verfügung stellen, aber zumindest durch Stundungen Liquidität erhalten.


Porta Magazin: Wenn die Gewerbesteuereinnahmen deutlich zurückgehen, wird die Stadt dann an anderer Stelle mit Steuererhöhungen gegensteuern müssen?


Bernd Hedtmann: Das halte ich für ausgesprochen kontraproduktiv. Wenn die Einnahmen zurückgehen, bedeutet das ja auch, dass sich bei den Umsätzen der Unternehmen, die Gewerbesteuer bezahlen, etwas verändert hat. Wir werden weltweit eine Rezession erleben. Einer Rezession mit Steuererhöhungen zu begegnen, damit die Kommune auf Kosten der Unternehmen ihre eigene Finanzkraft darstellt, das halte ich für nicht vermittelbar.


Porta Magazin: Erst jüngst gab es diese Geschichte, dass nicht ganz klar war, ob wegen der Senkung der Grundsteuer B Einnahmen aus dem Stärkungspakt verloren gehen würden. Ab wann soll die Steuersenkung greifen oder ist das in Anbetracht der Lage obsolet?


Bernd Hedtmann: Nein, das ist nicht obsolet und es hat auch keine Auswirkung auf die Stärkungspaktbeihilfe. Dazu gibt es eine klare Entscheidung. Wir haben bereits die Grundsteuerbescheide mit der Herabsenkung verschickt, zu dem Zeitpunkt natürlich mit Blick auf die wirklich gute Entwicklung unseres städtischen Haushalts. Ich hoffe und gehe davon aus, dass der neue Grundsteuersatz Bestand haben wird.


Porta Magazin: Ein Blick in die Kristallkugel: Halten Sie ein Stadtfest 2020 für realistisch?


Bernd Hedtmann: Ich stecke in Überlegungen und werde das in nächster Zeit mit dem Vorstand des Stadtfestvereins diskutieren. Wir werden voraussichtlich im Mai eine Entscheidung treffen. Ich persönlich bin bezüglich der Durchführung eher zurückhaltend.


Porta Magazin: In ein paar Monaten geht Ihre Amtszeit zu Ende. Freuen Sie sich auf den Ruhestand oder gehen Sie mit Wehmut?


Bernd Hedtmann: Beides. Ich freue mich einerseits auf den Ruhestand, um richtig zur Ruhe zu kommen, denn ich merke durchaus auch körperlich die Belastung des Amtes. Seit Monaten bin ich in physiotherapeutischer Behandlung. Aber ich will und muss das noch ein paar Monate durchhalten. Ich sage aber auch ganz deutlich, dass ich gerne Bürgermeister von Porta Westfalica bin. Im Grunde habe ich noch keine wirklichen Gedanken an das Ende meiner Amtszeit, weil ich mit ganz anderen gedanklichen Strukturen beschäftigt bin.


Porta Magazin: Was waren die Dinge, die Ihnen am Meisten Freude bereitet haben? Wo sehen Sie die größten Erfolge Ihrer Amtszeit?


Bernd Hedtmann: Was mir wirklich Freude bereitet hat waren die vielen Außentermine unterschiedlichster Art, die vielen Kontakte und Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern, der Austausch auf einer ganz anderen Ebene, als er in einem Büro stattfinden kann. Es gab aber auch im Rahmen der alltäglichen Arbeit als Bürgermeister viele Dinge, die mir Freude gemacht haben. Genauso wie es Punkte gegeben hat, die nicht hätten sein müssen.


Porta Magazin: Davon gibt es in Porta Westfalica einige. Es ist vermutlich nicht die einfachste Stadt, um Bürgermeister zu sein?


Bernd Hedtmann: Ob sich Porta Westfalica deutlich unterschiedet zu anderen Kommunen, kann ich nicht sagen. Probleme, die wir nicht haben, wird es woanders geben und umgekehrt.


Porta Magazin: Was geht Ihnen kurz umrissen zu folgenden Stichworten spontan durch den Kopf: Wittekindsburg?


Bernd Hedtmann: Ich halte die Wittekindsburg nach wie vor für einen wichtigen Bestandteil von Porta Westfalica. Leider musste ich in der Vergangenheit die Erfahrung machen, dass ich nicht gut damit fahre, wenn ich mich zu dem Thema äußere. Es ist dazu viel geschrieben worden – auch im Porta Magazin – was ich nicht nachvollziehen konnte. Darum möchte ich zur Zeit nicht drüber reden.


Porta Magazin: Großer Weserbogen?


Bernd Hedtmann: Ein interessantes Thema, das mich in den letzten Jahren im Aufsichtsrat sehr beschäftigt hat. Es ist ein Bereich, der eine gute Zukunft mit guten Angeboten verdient hat. Gute Angebote bedeuten, dass es den Menschen gefällt und sie gerne dorthin gehen. Davon haben wir dann alle etwas.


Porta Magazin: Kaiserhof?


Bernd Hedtmann: Das Thema beschäftigt uns seit Jahren, eigentlich seit dem Brand. Es hat immer wieder Entwicklungen gegeben, die aber nicht realisierbar waren. Jetzt gibt es dort neue Überlegungen, die ich vom Ansatz her für vielversprechend und zukunftsweisend halte. Ich würde mich freuen, wenn das Thema jetzt zu einem positiven Ende geführt wird. Der Kaiserhof ist eine Landmarke, für die sich viele Bürgerinnen und Bürger in Porta Westfalica interessieren. Ich freue mich auf den Zeitpunkt, an dem der Anblick des Kaiserhofs wieder eine Freude ist.


Porta Magazin: Seilbahn?


Bernd Hedtmann: Eine mögliche Seilbahn hat mich in den vergangenen Jahren sehr beschäftigt. In der aktuellen Situation tritt es für mich persönlich deutlich in den Hintergrund. Das hängt ja auch mit dem Tourismus zusammen. Wir müssen schauen, wie es da weitergeht. Ich sehe im Jahr 2020 keine Entwicklung im touristischen Bereich, weil wir sicher noch eine ganze Weile mit Einschränkungen werden leben müssen. Davon wird der Tourismus deutlich betroffen sein.


Porta Magazin: Kraftwerk Veltheim?


Bernd Hedtmann: Ist mit vielen unterschiedlichen Nuancen an den Start gegangen. Ich bin davon überzeugt, dass alle Beteiligten konzentriert und konstruktiv an einem Ergebnis und an einer Lösung arbeiten.


Porta Magazin: Vielen Dank für das Gespräch.

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